Dackel pflegen oder Bundespräsident wählen? Wie würden Sie entscheiden?

Gestern wurde Frank-Walter Steinmeier zum Bundespräsidenten gewählt. Ein Delegierter war nicht dabei: der ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsident Peter Harry Carstensen. Er musste/wollte lieber seinen Dackel pflegen. Der Spiegel berichtete:

„Der hat eine sogenannte Dackellähmung, das ist ein Bandscheibenvorfall“, sagte Carstensen über den fünfjährigen Lawrenz. „Ich muss deshalb mehrmals am Tag und auch nachts mit ihm auf dem Arm raus, weil er nicht richtig laufen kann.“ Das könne und wolle er anderen nicht zumuten. Deshalb habe er abgesagt.

Diese Präsidentenwahl ist eine Farce

Besser kann man die Farce der Bundespräsidentenwahl gar nicht illustrieren. Bundesversammlung. Da kommen rund 1300 Staatsbürger zusammen, der gesamte Bundestag und eine gleichgroße Zahl von Delegierten der Landtage. Die Aufgabe: das angeblich wichtigste Staatsamt Deutschlands zu wählen. Aber in Wirklichkeit geht es darum, die Entscheidung des eigentlichen Wahlgremiums abzunicken: Gewählt wurde Steinmeier von Gabriel, Merkel und Seehofer. Die Bundesversammlung kam nur noch zusammen, um diese Entscheidung abzunicken. Nickköppen heißt das auf Plattdeutsch.

Ja, es ist tragisch, wenn ein Dackel krank ist. Am Ende ist es aber immer eine Frage der Prioritäten. Man könnte die eigene Ehefrau fragen. Oder die beiden Kinder: „Kinder, ich habe diesen Sonntag einen wichtigen Termin in Berlin. Ich bin Delegierter bei der Wahl des Bundespräsidenten. Und ihr wisst ja, der Dackel ist krank. Könntet Ihr Euch dieses Wochenende um den Hund kümmern?“ Und dann hätten die gesagt: klar, machen wir. Carstensen hat seine Prioritäten gesetzt.

Besser wäre die Direktwahl des Bundespräsidenten

Richtig wäre es, den Bundespräsidenten direkt vom Volk wählen zu lassen. So wie das die USA oder Österreich auch tun. Dann hätte man wenigstens einen Bundespräsidenten mit demokratischer Legitimation.

Und vielleicht könnte man dem Bundespräsidenten auch ein paar echte Aufgaben zugestehen. Oder man schafft das Amt ganz ab.

Aber so wie es jetzt ist, wenn ein Dackel wichtiger ist als der Bundespräsident, dann ist dieses Amt nur eine internationale Lachnummer. Und deshalb sage ich: not my president.

Heiko Evermann

13.2.2017

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