Der Euphemismus der Woche: FAZ über Deutschunterricht für Flüchtlinge

Es ist immer eine Frage des Standpunkts. Die FAZ freut sich:

Fast die Hälfte aller Zuwanderer besteht einem Zeitungsbericht zufolge den Deutschtest am Ende der Integrationskurse. Wie die «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung» unter Berufung auf Zahlen des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) berichtet, besuchten im vergangenen Jahr 339 578 Menschen erstmals einen Integrationskurs. Davon machten 289 751 später auch beim Sprachtest am Kursende mit. Von ihnen erreichten 48,7 Prozent das Kursziel «B1».

So eine Verdrehung der Sachlage habe ich in den selbsternannten Qualitätsmedien selten gelesen.

Die Prozentzahl der Absolventen ist falsch

Lassen Sie uns daran mal etwas rumrechnen. 339578 Menschen haben den Integrationskurs besucht. Von diesen(!) machten 289751 beim Abschlusstest mit. Von diesen(!) erreichten 48,7% das Kursziel.

Wichtig ist hier aber nicht die Frage, wieviel Prozent der Prüfungsteilnehmer bestanden haben, sondern wieviel Prozent der Kursteilnehmer bestanden haben. Wenn sich nur 85% der Kursteilnehmer bequemen, an der Prüfung teilzunehmen, dann macht das schon einen Unterschied!

48,7% von 289.751 sind am Ende gerade mal 141.109 und das sind 41,5% aller Kursteilnehmer.

Was ist B1 überhaupt?

Der Tagesspiegel hat mehr Informationen und erklärt B1 so:

Im Sprachkurs sollen die Teilnehmer so viel Deutsch lernen, dass sie das Niveau B1 erreichen. Das genügt, um im Alltag in Deutschland schriftlich und mündlich klarzukommen, für einen qualifizierten Beruf reicht das Sprachlevel meist nicht.

Ach so… Das heißt: 59,5% der Teilnehmer sind nach dem Integrationskurs NICHT in der Lage, in Deutschland „schriftlich und mündlich klarzukommen“.

Wie lange läuft so ein Kurs?

Der Tagesspiegel führt aus:

Die Integrationskurse bestehen aus zwei Teilen: Aus 600 Schulstunden Sprachkurs und 100 Schulstunden Orientierungskurs.

Hmm. 600 Schulstunden. Wie war das eigentlich damals bei mir an der Schule. Sagen wir mal 3 Stunden Englisch die Woche. Das war in der Oberstufe die Dosis im Grundkurs. Bei 52 Wochen im Jahr und 12 Wochen Schulferien, netto also 40 Wochen sind das 120 Schulstunden im Jahr. Der Integrationskurs umfasst also so viel Unterricht wie 5 Jahre Fremdsprachenunterricht an der Schule. Und heraus kommt:

  • Rund 60% der Teilnehmer sind nicht in der Lage, mit Deutsch im Alltag zurande zu kommen und
  • 40% sind damit noch immer nicht für einen qualifizierten Beruf gerüstet.

Kurz: unsere Steuergelder bei der Arbeit.

Wäre es nicht besser, man würde Sprachkenntnisse zur Bedingung für die Aufenthaltserlaubnis machen? Wer nach Neuseeland oder Australien auswandern will, muss auch erst hier in Deutschland die Sprachkenntnisse erwerben und schon hier in Deutschland den Test absolvieren. Erfolgreich absolvieren. Nicht nur teilnehmen.

Und wäre es nicht auch besser, Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak darauf vorzubereiten, nach dem Krieg wieder nach Hause zu gehen? Der Krieg dort nähert sich dem Ende.

Ja genau. Helfen, wieder nach Hause zu gehen. Wie wäre es mit einem Kurzprogramm Maurer, Elektriker oder Gas/Wasserinstallateur? Unterrichtssprache Arabisch. Und die Garantie, damit in der alten Heimat beim Wiederaufbau des Landes seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können?

Das wäre echte Hilfe. Und ja, man kann Deutsch auch als Erwachsener lernen und auf hohem Niveau beherrschen. Das ist ungefähr so leicht oder schwer wie als Deutscher als Erwachsener gut und auf hohem Niveau Arabisch zu lernen.

Wie? Sie stimmen mir nicht zu? Dann hätte ich einen Vorschlag für Sie. Gehen Sie zur Volkshochschule. Belegen Sie ein Semester Arabisch Einstiegskurs. Und dann sprechen wir uns wieder.

PS: ich war schon da. Ich weiß, wovon ich spreche.