Das „Bildungsprogramm“ von Guthmannshausen

Der Verein Gedächtnisstätte in Guthmannshausen ist mehr als ein Denkmal im Garten. Zur Anlage gehört ein Tagungszentrum. Doris von Sayn-Wittgenstein schrieb im Dezember 2014:

„Gleichzeitig führt der Verein Gedächtnisstätte Veranstaltungen durch, die den Horizont erweitern, statt den Geist zu manipulieren.“

Was könnte damit gemeint sein? Dieser Satz hat meinen Forschergeist geweckt. Ich wollte gerne genauer wissen, was in Guthmannshausen veranstaltet wird. Das Ergebnis ist unerfreulich. Und es ist alles mit wenig Aufwand selbst zu recherchieren.

Die Bedeutung der Tagungsstätte

Lassen wir zunächst die „graue Eminenz“ der Gedächnisstätte selbst zu Wort kommen, Ursula Haverbeck, die nett und freundlich lächelnde Oma, die den Holocaust leugnet. Sie war die ersten Jahre des Vereins dessen Vorsitzende. In der Festschrift zum 25-jährigen Vereinsjubiläum schreibt sie (Seite 12):

„Sehr schnell wurde aber deutlich, daß nur ein Mahnmal nicht ausreichen würde. Die nachgeborene Generation hatte ja keinen wirklichen deutschen Geschichtsunterricht mehr erhalten. Das gehörte zur Umerziehung.“

Was also ist das Gegenprogramm von Guthmannshausen? Der Verein gibt regelmäßig einen Veranstaltungskalender heraus. Die aktuelle und auch ältere Ausgaben davon finden sich im Internet. Spannend daran ist vor allem diese Fragen

  • wer kommt als Referent?
  • und was machen diese Referenten sonst?

Die Frage ist alt und einfach: mit wem spielst Du? Das sagt viel über den Charakter eines Menschen aus.

Ursula Haverbeck-Wetzel

2017 veranstaltete der Verein sein Sommerfest zum 25-jährigen Bestehen. Ursula-Haverbeck (Wikpedia) wurde für den 5.8.2017 als Rednerin angekündigt mit:

Ursula Haverbeck aktive Kämpferin für die historische Wahrheit, war Mitbegründerin des Vereins im Jahre 1992 und 10 Jahre lang Erste Vorsitzende.

Der Wikipedia-Artikel listet eine lange Reihe von Prozessen auf. Haverbeck wurde mehrmals wegen Volksverhetzung und Holocaustleugnung verurteilt. Dies war schon vor 2017 der Fall. Dies war dem Verein Gedächtnisstätte bekannt. Dennoch wurde sie als Rednerin eingeladen. Und sie kam auch in der Festschrift zum Vereinsjubiläum ausgiebig zu Wort. Ursula Haverbeck, eine verurteilte Holocaustleugnerin. Aus Sicht von Guthmannshausen eine „aktive Kämpferin für die historische Wahrheit“.

An dieser Stelle hat man eigentlich genug gelesen. Mehr müsste man über Guthmannshausen nicht wissen, um einordnen zu können, wo der Verein steht. Haverbeck, in Guthmannshausen ein Einzelfall?

Imke Barnstedt

Imke Barnstedt begegnet einem in den Programmheften von Guthmannshausen mit schöner Regelmäßigkeit. Für den 23. April 2017 wurde sie angekündigt als:

Imke Barnstedt Schauspielerin, Theaterregisseurin, Leitung des ‚Berliner Zimmers‘ in Oldenburg mit einem Streifzug durch Schillers Leben und Schaffen — poetisch, philosophisch, draufgängerisch, bissig und sehr menschlich.

Auch Barnstedt hat einen eigenen Wikipediaartikel.

Barnstedt nahm 2003 an einer Demo auf der Wartburg teil. Die Gruppe hielt Transparente hoch wie „Den Holocaust gab es nicht“ und ließ sich damit fotografieren. Mittenmang: Imke Barnstedt.
(Zur Quelle: gerne mal selbst googlen. Die Bilder gibt es mehrfach im Internet, aber ich möchte auf diese Webseiten nicht verlinken.) Ein Bericht über diese Fahrt (aber ohne die Fotos) findet sich bei der Nordwestzeitung aus Oldenburg.

Roland Wuttke

Roland Wuttke wurde für den 18.02.2017 angekündigt für das Thema „Vom Siegeszug germanischer Lebensart“.

Roland Wuttke Elektrotechniker, Betriebswirt, Publizist, Schriftleiter der Zeitschrift „Volk in Bewegung“.

Über Roland Wuttke habe ich an dieser Stelle schon geschriben. Er hat einen interessanten Diskussionbeitrag zum §130 StGB (Holocaustleugnung). Und er ist Mitglied des Vereinsvorstands.

Laut Wikipedia war er 2006 der stv. Landesvorsitzende der NPD Bayern.

Albrecht Jebens

Dr. Albrecht Jebens wird uns ebenfalls für den 18.02.2017 angekündigt. „100 Jahre deutsch-afghanische Freundschaft 1916 – 2016“. Er wird präsentiert als

Dr. Albrecht Jebens Historiker, 2. Vorsitzender unseres Vereins

Jebens hat eine eigene Wikipediaseite.

Antisemitismus.net hat ein Skript eines Panorama-Berichts Darin wird er zur rechtsextremen „Gesellschaft für Freie Publizistik“ befragt, damals dort Vorstandsmitglied. Mehr zur GfFP hier.

Gisela Pahl

Gisela Pahl ist Rechtsanwältin. Und auch sie hat einen Wikipedia-Artikel, der als Einstieg für weitere Recherche dienen kann.

Sie sprach am 20. Mai 2017 zum Thema „Zur staats- u. völkerrechtlichen Lage der BRD — Besinnung auf die Wirklichkeit“ und wurde angekündigt als

Gisela Pahl Rechtsanwältin, vertritt politisch unkorrekte Deutsche, u.a. bei der Durchsetzung der Grundrechte bis zum Bundesverfassungsgericht.

Das ist ein netter Euphemismus (Beschönigung) für ihre Tätigkeit. In der Wikipedia heißt es hingegen:

Als maßgebliche Initiatorin und Hauptverantwortliche des Deutschen Rechtsbüros (DRB)ist sie laut Manfred Murck „eine wichtige Stütze der aktiven, gewaltorientierten rechtsextremistischen Szene in Norddeutschland und darüber hinaus.“

Eine Liste ihrer Mandanten findet sich in der Wikipedia. Darunter auch eine ganze Reihe rechtsradikaler Personen und Vereinigungen. Betonen möchte ich hier die eigentümliche Sicht des Vereins Gedächntisstätte. Diese verniedlicht Rechtsradikale in ihrem Programmheft als „politisch unkorrekte Deutsche“.

Nikolai Nerling, der „Volkslehrer“

Am 19. Mai 2019 sprach

Nikolai Nerling Volksschullehrer a.D., Deutschlandreisender, Video-Blogger, bekannt als der „Volkslehrer“

zu

Deutsch sein trotz 70 Jahren Umerziehung — So kann es gelingen !

Nerling betreibt einen youtube-Kanal. Seinen Arbeitsplatz als Grundschullehrer in Berlin hat er aufgrund seines Aktivismus verloren. Die Kündigung ging vor Gericht und wurde für rechtens erkannt. (WELT)

Richter Arne Boyer sagte, der Lehrer habe die Videos gezielt genutzt, um den Rechtsstaat anzugreifen, zu verunglimpfen und verächtlich zu machen. Darin seien auch wegen Volksverhetzung verurteilte Straftäter zu Wort gekommen. Die verfassungsmäßige Ordnung der Bundesrepublik stehe unter Druck, sagte der Richter. „Dem müssen wir entschlossen entgegentreten.“

Der Verfassungsschutz meint:

Ein Beispiel für Propaganda im Internet ist der seit September 2017 durch eine Einzelperson betriebene YouTube-Kanal „Der Volkslehrer“. Hier werden rechtsextremistische Positionen und antisemitische Verschwörungstheorien bei verhältnismäßig geringem Aufwand – mit bereits über 40.000 Abonnenten – und beachtlicher Wirkung verbreitet.

Fazit

Das Programm von Guthmannshausen bietet der rechtsextremen Szene in Deutschland immer wieder neu eine Bühne. Der Verfassungsschutz hat mit seiner Einschätzung recht:

Diese Kontakte zeigen die Bemühungen des Vereins, ein organisationsübergreifendes Netzwerk aufzubauen.